Staffel eins – drei spannende Fotos zum Thema Kontraste

Michael, Bastian und Christian waren die Pioniere, die sich zuerst an und in mein neues Youtube-Format getraut haben. Ich hab es ihnen mit dem Thema Kontraste vielleicht sogar zu leicht gemacht, oder was meinst Du?

Aber erstmal schau Dir ruhig Folge 3 an, falls Du sie noch nicht gesehen hast. Da zeigt Christian, wie er Kontraste erzeugt. Und es gibt die Bewertung von Charlie zu sehen, der (selbstverständlich?) so einiges aufgefallen ist, was die Fotografen übersehen haben.

Kontraste als Thema und zwischen den Fotografen

Für die erste Staffel sind mir tatsächlich drei sehr unterschiedliche Typen in die Lichtwerkstatt geflattert. Michael, der von der Street-Fotografie kommt, mal mit mehr, mal mit weniger Inszenierung, Bastian, der sonst in erster Linie an spannenden Locations im Retro- und Vintage-Stil fotografiert, und Christian, der hauptsächlich im Heimstudio mit Blitzlicht im Low-Key-Stil arbeitet.

Das sind schon mal recht große Kontraste, aber auch im Equipment waren die Unterschiede recht groß. Michael (Nikon D750) und Bastian (Sony Alpha 7R) waren mit Vollformat-Kameras unterwegs, haben aber komplett unterschiedliche Brennweiten benutzt. Michael war mit 24mm unterwegs und Bastian hat sein Foto des Tages mit 135mm geschossen. Christian war im Gegensatz zu den beiden eher mit genügsamer Ausrüstung gekommen, nämlich mit einer Canon 60D und einer Tokina Zoomlinse (24-70mm f/2.8). In Folge 3 erfährst Du auch, warum er eher im Low-Budget-Bereich unterwegs ist.

Farb- und Lichtkontraste bei Michael

Foto des Tages, Kontraste, Fotografenwettbewerb, Contest, Fotografen, Kirchzarten, Freiburg, Challenge, Lichtwerkstatt, Dreisamtal, Youtube, Folge 1, Michael Mayer, Charlotte Sander
Foto: Michael Mayer

Um es gleich vorwegzunehmen, Michaels Foto ist mein persönlicher Favorit aus Staffel eins. Ich mag die Kombination aus (oder den Kontrast zwischen) rot und schwarz, und dann die Farbtupfer Kaffeebecher und Vogue. Ich mag das tiefe Seitenlicht und die vielen Linien, horizontal (oder fast horizontal, wie Bastian sagen würde), vertikal und diagonal, und dann die runden Formen von Mütze, Tasse und Charlie als Kontrast.

Während dem Schnitt und der Postproduktion hab ich das Foto sehr oft angeschaut, und ich glaube, ich persönlich hätte Charlies Gesicht nicht aufgehellt und sie eher im Magazin lesen lassen, aber das ist wirklich eine reine Geschmacksfrage. Und auf jeden Fall hätte ich noch ein gutes Stück abgeblendet (Michael hat offenblendig mit f/1.4 fotografiert), denn ob der Hintergrund hier scharf ist oder nicht, fällt für mich nicht allzusehr ins Gewicht. Da wär es für mich entscheidender gewesen, dass Gesicht, Vogue und Bank im Schärfebereich liegen. (Wie Charlie bemerkt hat, liegt das Gesicht leicht außerhalb des Schärfebereichs.) Ich denke, Blende 4 hätte es auch getan. Dann hätte man auch die Verschlusszeit um drei Blenden korrigieren können (von 1/1000s zu 1/125s) und womöglich auch wieder mit einem meiner lahmen (nicht HSS-fähigen) Blitze aufhellen können, statt den Reflektor zu benutzen. Und dann hätte man einen schöneren Winkel fürs Licht nehmen können, und und und…

Ach ja, und was ich auch sehr mag, sind die Kontraste im Outfit und damit auch zur Vogue. Boots, Mütze, Haare, ich mags. Je mehr ich drauf schaue, desto mehr Kontraste fallen mir auf.

Themenkontraste und ein cooler Lichteffekt bei Bastian

Foto des Tages, Fotografenwettbewerb, Contest, Fotografen, Kirchzarten, Freiburg, Challenge, Lichtwerkstatt, Dreisamtal, Youtube, Folge 1, Michael Mayer, Charlotte Sander, Bastian Brocks, Eightrocks Photography
Foto: Bastian Brocks

In der ersten Staffel war dieses Bild ja quasi die Königin der Metaphern. Jedem Betrachter fielen nach und nach immer mehr Interpretationsmöglichkeiten auf oder ein, die sich von sinnig und einleuchtend bis zum Rande der Abwegigkeit bewegten. Klicke hier für die Highlights der Interpretationen auf Youtube. Und da hab ich noch einiges rausgeschnitten, wenn ich mich richtig entsinne.

Das Licht in dem Foto find ich grandios. Irgendwann werd ich mir das Objektiv (ein Pentacon 135mm f/2.8) sicher auch mal holen, um mein Arsenal an Vintage-Linsen zu erweitern. Ich find es auch sehr weise, dass er den Beauty Dish wieder ausgeschaltet hat, sonst wäre es ja auch gar nicht zu der schönen Korona gekommen.

Was mir im Bild allerdings tatsächlich etwas fehlt, sind die Kontraste. Die sollten ja durch den Bruch zwischen Charlie und ihrem Outfit im Gegensatz zu der Baustellen-Location kommen. Und der findet für mich zu wenig statt. Beim Outfit denke ich nicht unbedingt an eine Braut (liegt eventuell an meinem Ikea-Vorhang als Requisite), und bei dem Setting sehe ich zu wenig von der Baustelle. Der eigentlich geplante Kontrast geht für mich so ein bisschen verloren.

Ob man das Ausgangsthema und die Bildstimmung mag, oder eher nicht, ist dann wiederum Geschmackssache. Charlie, unser Modell, war nicht so Fan davon, ich persönlich bin mir auch nicht so sicher. Ich glaub, in einer Version näher an der ursprünglichen Idee würd ich es recht spannend finden.

Kontraste in der Pose und im Ausdruck bei Christian

Foto des Tages, Fotografenwettbewerb, Contest, Fotografen, Kirchzarten, Freiburg, Challenge, Lichtwerkstatt, Dreisamtal, Youtube, Folge 1, Michael Mayer, Charlotte Sander, Bastian Brocks, Eightrocks Photography, Christian Zenker, Mr. Chris
Foto: Christian Zenker

Christian hat in Folge 3 fotografiert (siehe Video oben) und war in einer Rekordzeit von 24 Minuten und 51 Sekunden fertig („fertig fertig“). Und zwar mit Fotografie, Bildauswahl und Bearbeitung! Leider fließt die Zeit ja nicht in die Bewertung ein…

Die Idee von Christian gefällt mir am besten von allen drei, weil sie am konkretesten ist und am meisten mit dem Thema zu tun hat. Kontraste dadurch zu erzeugen, dass dieselbe Person zweimal im Bild ist, aber komplett unterschiedlich wirkt, find ich genial.

Aber… man hätte so viel mehr aus der Idee rausholen können! Auch in einer Stunde. Und Christian hätte einfach noch viel mehr auf die Details achten können. Aber eins nach dem anderen. Das mit den Details fängt bei der Kameraposition und -ausrichtung an, wie Bastian und Michael in der Besprechung schon erwähnt haben. So, wie sie ist, ist das perspektivische Verhältnis zwischen Kamera und Sofa gerade so aus der Symmetrie, dass es ein bisschen schlampig wirkt. Kamera weiter runter und weiter nach links, Sofa in der Ebene parallel zur Kamera stellen. Dann ist auch der Kontrast zwischen dunklem Boden und weißer Wand geometrisch klarer und dadurch irgendwie relevanter. Die Sofakissen sitzen auch nicht richtig — was aber eher an meiner Couch liegt.

Und irgendwie ist das ganze Bild nicht richtig scharf, was ich mir eigentlich nur mit dem Objektiv und der offenen Blende erklären kann. Denn es ist nicht so, dass der Schärfepunkt nicht sitzt (oder ich sehe nicht, wo er sitzt), und Bewegungsunschärfe sollte bei Blitzlicht ja auch keine Rolle spielen. Das ganze Bild ist überraschend soft. Klick mal oben auf das Foto und schau es in groß an, dann weißt Du, was ich meine. Vielleicht ist die Tokina-Linse so offenblendig (Blende war 3.2) einfach nicht knackig scharf? Allerdings muss ich gleichzeitig sagen, dass es mich persönlich nicht besonders stört. Anders wär es vielleicht, wenn man einen Ausdruck anschauen würde.

Ja, und dann die Sache mit den Outfits und den Posen. Die Idee mit dem Kontrast zwischen brav und lasziv ist nicht schlecht. Aber vielleicht wäre etwas mit Emotionen noch besser und klarer umsetzbar gewesen? Fröhlich und traurig, wütend und ängstlich, oder vielleicht auch sowas wie schlafend und tobend? Mir kommen tausend Ideen. Und wie wäre es, ein bisschen abstrakter mit schwarz und weiß zu arbeiten? Schwarzes Tuch über die eine Hälfte der Couch, weißes Tuch über die andere, weißes Outfit auf der einen, schwarzes auf der anderen Hälfte? Und so weiter und so fort.

Natürlich ist es nicht leicht, in der kurzen Zeit auf die ganzen Ideen zu kommen, und ich weiß auch gar nicht, inwieweit es an der Umsetzung gescheitert wäre. Aber auch in dem Kontrast zwischen brav und lasziv steckt irgendwie mehr drin. Ich glaube, das war auch der Hauptkritikpunkt von Bastian, Michael und Charlie. Wenn Christian ein bisschen mehr Zeit ins Shooting gesteckt hätte und Charlie ein bisschen mehr Freiraum im Posing gelassen hätte, wer weiß, ob die Kontraste zwischen den Posen nicht noch viel klarer geworden wären.

Auf zum nächsten Thema

Soweit also meine Gedanken zur ersten Staffel. Für mich war es extrem inspirierend, unsere drei Fotografen dabei zu beobachten, wie sie ihre Ideen entwickeln und umsetzen, und ich war auch begeistert von der konstruktiven Kritik (vor allem auch von Charlie) und den kommunikativen Bildbesprechungen. Ich hoffe, das kommt alles auch in den Videos gut rüber. Wenn Du eine Idee hast, was man besser machen könnte, immer raus damit.

Ich sitze inzwischen schon wieder fleißig am Schnitt für die nächste Staffel, die am Sonntag auf meinem Youtube-Kanal startet. Ich glaube, das Thema ist ein klein wenig schwieriger, aber die Ideen sind genauso faszinierend wie in der ersten Staffel. Du kannst Dich also drauf freuen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Ich stimme der Datenschutzerklärung zu